Die AVM FRITZ!Box bietet leider in der Web-Oberfläche nicht allzu viele Optionen hinsichtlich der Konfiguration der Audio-Codecs für die Telefonie an.

Pro Telefoniegerät kann man die Nutzung von HD-Telefonie von “Automatisch” auf “Bevorzugt” oder “Deaktiviert” ändern (siehe FRITZ!Box; Schwierigkeiten mit HD-Telefonie (G.722 deaktivieren)) und für jede Rufnummer (VoIP-Anbieter bzw. SIP-Trunk) kann man gerade mal den Haken setzen für “Anbieter unterstützt G.726 nach RFC 3551”. Das war es dann wohl in der Firmware 7.57 dann wohl auch schon.

In der Theorie und vermutlich in den meisten Fällen muss man auch nichts weiter machen, denn beide Seiten (Anrufer und Angerufener) sollten sich auf einen Codec verständigen und wenn dieses geklappt hat diesen dann nutzen. Es kann allerdings Fälle geben da funktioniert dies nicht. Die Ursachen können verschieden sein wie beispielweise fehlerhafte Implementierungen von Codecs, beide Seiten finden keinen gemeinsamen Nenner, ungünstige Codec-Reihenfolge, der Telefonie-Anbieter unterstützt einen bestimmten Codec nicht, …

Gewusst wie kann man dennoch die FRITZ!Box-Einstellungen entsprechend anders konfigurieren. Leider machen es einem in dieser Hinsicht die Berliner immer schwerer. Konnte man früher per Telnet auf das Gerät zugreifen oder schlicht eine Datensicherung ändern und diese wiederherstellen ist mittlerweile ein zusätzlicher Schritt notwendig (hierzu weiter unten mehr). Grundsätzlich kann man die Maßnahmen durchaus verstehen, geht es doch darum das nicht jeder in den Tiefen der Konfiguration etwas ändern können sollte, um schlimmstenfalls nicht alles zu zerschießen. Ferner geht es zudem zusätzlich um die Sicherheit, so das ein Angreifer nicht einfach nach belieben eine für sich passende Konfiguration lädt.

Aber zurück zum Thema:

  • Zu aller erst erstellt man eine Datensicherung.
  • Diese kopiert man zur Sicherheit, so das man zwei Dateien hat. Einmal das Original, das man für den Fall der Fälle NICHT verändert und einmal eine Arbeitskopie, die man editiert.
  • Am (imho) einfachsten lässt sich die Arbeitskopie mit dem Fritz!Box JavaScript-Tool von Michael Engelke bearbeiten.
  • Im ersten Schritt lädt man die Datensicherung.
  • Links in der Spalte klickt man auf “voip.cfg” (dies erspart einiges an Scrollen).
  • Für Schritt zwei und drei sucht man folgenden Zeilen:
    use_audiocodecs = no;
    audiocodecs = "PCMA", "PCMU", "G726-32", "G726-40", "G726-24";
    prio_low_codec = no;

    Diese ändert man beispielweise wie folgt ab:

    use_audiocodecs = yes;
    audiocodecs = "PCMA", "PCMU";
    prio_low_codec = yes;

    Mit den hier gezeigten Einstellungen setzt man den zu verwendeten Codec auf G.711.
    Quelle: Dimitris’ Andreadis Blog – Fritz!Box 7360 hacks

  • In Schritt 4 lässt man eine neue Checksumme berechnen.
  • Zu guter Letzt speichert man die geänderte Datensicherung unter Schritt 5 ab.

Die neue Checksumme ist relevant, da man sonst die veränderte Datensicherung nicht wiederherstellen kann. Konkret geht es um die letzte Zeile in der Datensicherung:

**** END OF EXPORT ABC123 ****

Die Fehlermeldung lautet dann

Die angegebene Datei ist keine gültige Import-Datei.
#if GUI_IS_REPEATER == 1 #else #endif

Wobei die untere Zeile nicht immer erscheint.

Stellt man die Datensicherung in der FRITZ!Box wieder her, reicht es aus nur die Telefonie-Einstellungen überschreiben zu lassen. Möchte man prüfen ob die Änderungen greifen kann man im einfachsten Fall einen Telefonanruf führen und unter “Sprachübertragung” sieht man den bzw. die verwendeten Codecs. Parallel hierzu kann man eine neue Datensicherung erstellen und diese im Editor seiner Wahl oder im oben verlinkten Tool öffnen und schauen ob die geänderten Zeilen noch so sind, wie man das möchte.

Quellen und weitere Infos und Tools

superuser – Fritz!Box 7490: How to upload modified configuration file

GitHub – mementum/fritzchecksum

Michael Engelke – Fritz!Box Tools

GitHub – PeterPawn/decoder

IP Phone Forum – Wie funktioniert eigentlich die AVM-Verschlüsselung für die Einstellungen?