IPv4 ist tot, lange lebe IPv4

Seit 1998 gibt es bereits IPv6, der Standard für alles ist es bis heute nicht.

Sicher, die Verbreitung hat zugenommen und dennoch hapert es an vielen Stellen. Wobei nur das es mehr IPv6-Traffic an den DENIC-Knoten (nur als Beispiel) gibt, bedeutet nicht das dies natives IPv6 ist. Oft wird IPv4 Verkehr über IPv6 getunnelt. Geräte und Anwendungen die nur IPv4 kennen und können ist ein Teil der Geschichte, ein Anderer ist, das sich so mancher Admin bis heute nicht mit dem Protokoll auseinander gesetzt hat. Ein weiterer Aspekt sind unerwartete Überraschungen wie diese: Bei einem Kunden gibt es ein explizites IPv6-Verbot, da (wenn dieses aktiviert und genutzt wird) das dort eingesetzte ERP 30% langsamer ist. Für einen Großhändler und Logistiker ist sowas eine Katastrophe.

Liest man bei heise den folgenden Artikel kommen zudem noch solche Punkte hinzu, wie das manche das Thema Aussitzen wollen oder gar auf einen Nachfolger (sowas wie IPv7, IPv8, …) warten:

IPv6 statt IPv4: Nicht wollen oder nicht können?

IPv6-only unterwegs zu sein, ganz gleich ob im LAN oder im/über’s öffentliche Internet funktioniert bis dato meiner Erfahrung nach noch nicht. Alleine bei Auslandsreisen in den vergangenen Jahren fiel immer wieder auf, das Mobilfunk-Anbieter mitunter noch IPv4-only sind. Ist dann der heimische oder Firmen-Anschluss nur mittels öffentlicher IPv6-Adresse (z.B. für VPN) zu erreichen, hat man verloren. Weitere Stolpersteine können Geräte sein, die zwar angeblich IPv6 können, aber die Implementierung veraltet oder gar fehlerhaft ist. So entstehen Probleme die man nicht haben möchte und zudem mitunter schwer zu verstehen oder zu finden sind. “Alle Einstellungen sind richtig, aber es läuft trotzdem nicht” ist dann so ein Punkt. Bei der Diagnose kann man schon mal verzweifeln. Es kostet Zeit und Nerven.

Es scheint als bleibt einem IPv4 noch lange erhalten und man darf beide Protokolle bzw. Netze entsprechend weiter pflegen.

Wie sieht denn eure Erfahrung mit IPv6 aus? Nutzt ihr es, wenn ja in welchem Umfang (IPv6-only, Dual Stack, etc.) oder läuft noch alles auf IPv4 und IPv6 nur wenn es sein muss.

Lasst mir gerne ein Kommentar da.

10 Kommentare

  1. Christian

    Auf einer Schulung zu einem anderen Thema, sprach ich IPv6 in der Pause an. Der Dozent sagte dazu folgendes:“wenn ihr ein Projekt zu IPv6 startet und überlegt, wer Projektleiter wird: geht zwei Hierarchie Ebenen höher. Sonst klappt das nicht.“

    Bei uns im Betrieb sprechen wahrscheinlich schon viele Geräte IPv6 aber ein Projekt oder Plan gibt es noch nicht

  2. Thomas Schäfer

    Es ist natürlich auch schade, dass dieser Blog ausgerechnet bei einem Hoster veröffentlicht wird, der sich IPv6 komplett verweigert – all-inkl.com.

  3. Stefan

    Aeh … tatsächlich war dieser Blogbeitrag Grund genug für mich, es nochmal mit IPv6 zu versuchen. Ich hatte IPv6 eine ganze zeitlang an einer Fritzbox laufen, habe es dann aber nicht neu aufgesetzt, als ich zusätzlich zur Fritzbox noch ein Unifi Cloud Gateway Ultra im Heimnetz verbaut habe (Fritzbox -> Unifi CGU -> LAN/Switche).

    Aufgrund dieses Beitrages hab ich es dann aber doch nochmal konfiguriert und nach anfänglichen Schwierigkeiten läuft es jetzt auch ganz gut. Ich musste mich nur erst vergewissern, dass die Fritzbox-Firewall tatsächlich auch den ganzen IPv6-Kram wegräumt, den ich im LAN nicht haben will. Und ja, das sollte das CGU seinerseits ja auch erledigen können, aber ich bin in meiner Lernkurve bzgl. IPv6 noch lange nicht am Ende (eher noch am Anfang).

  4. Ady dorfner

    Wenn der heimische Anschluß nur via IPv6 erreichbar ist, und man will von unterwegs darauf zugreifen, dann ist man in WLANS (Hotels, Flughäfen, Restaurants) ja immer in einem Subnetz (meist 192…. ) , also im IPv4 unterwegs. Wie sollte man da nun auf eine IPv6 Adresse zugreifen können

  5. Andy

    In einem solchen Fall benötigt man Beispielsweise einen Portmapper wie http://www.feste-ip.net/dslite-ipv6-portmapper/allgemeine-informationen/ oder selbst bauen mit

    Zugriff auf Server oder eingehendes VPN mit DS-Lite-Anschlüssen

    oder mittels

    socat

    Ansonsten Fernwartung a la TeamViewer, pcvisit, RustDesk, etc. funzt auch.

  6. Andy

    6to4 bzw. 4to6 gäbe es auch noch.

  7. Thomas Schäfer

    zu den drei Kommentaren davor:
    6to4 ist veraltetet und hilft wirklich nur noch selten
    öffentliche WLAN sind tatsächlich oft schlecht, gut sind hingegen die vier dt. Mobilfunkbetreiber – alle unterstützen IPv6 (in der Regel auch im Auslandsroaming)
    für den eingeschränkten Funktionsumfang, den Portmapper wie der o.g. bieten, lohnt sich meiner Meinung nach der Aufwand nicht mehr
    wer wirklich noch kein IPv6 an seinem Anschluss zur Verfügung hat(Wahrscheinlichkeit unter 25%) , muss auch nicht mehr zu irgendwelchen Tunnelbrokern ausweichen, einige kostenlose VPN erfüllen den gleichen Zweck

  8. Andy

    Bei meinen letzten Urlauben (Belgien/Frankreich, Italien) war da nichts mit IPv6 im Mobilfunk-Netz und Roaming, alles noch IPv4-only. In Italien sogar mit dortiger PrePaid-Karte kein IPv6 weit und breit (verschiedene Anbieter). Wenn man auch 2024 sicher gehen möchte das der heimische oder Firmen-Anschluss erreichbar ist kommt meiner Erfahrung nach nicht um IPv4 herum. Wer mit DS-Lite/CG-NAT am Anschluss “gesegnet” ist muss halt einen IPv4-fähigen vServer mit socat, 6tunnel, VPN oder entsprechende Port-Mapper-Anbieter oder Fernwartungs-Lösungen nutzen.

  9. Thomas Schäfer

    Ich habe es in mehreren europäischen Staaten (nl, dk, at, cz, pl, ch, is) im Roaming verwendet. Wenn es bei der Telekom und Telefonica nicht funktioniert, liegt es nur an den eigenen Einstellungen im Handy bzw. mobilen Router/Modem! (die Voreinstellungen sind zugegebenermaßen nicht immer optimal)
    Einzig Vodafone war dieses Jahr für einige Monate unzuverlässig. Für September weiß ich aber auch, dass es in Österreich wieder funktioniert hat.
    Für 1&1 kann ich keine Aussage im Ausland treffen, da ich da keinen weiteren Vertrag (neben meiner ripe atlas Probe) unterhalte.

  10. Andy

    Ja, der APN ist ein Teil der Geschichte, aber es ist halt schwierig jemand der gerade irgendwo ist am Telefon zu erklären, das er jetzt die Konfiguration selbst ändern soll (nicht alle Geräte sind im MDM und nicht bei jedem Provider klappts sozusagen ab Werk mit den richtigen Einstellungen). Daher auch hier das leidige Thema, wenn IPv6 aus welchen Gründen auch immer nicht funktioniert, muss halt IPv4 zumindest als Fallback noch herhalten.

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