“IPv6-Einführung wohl obsolet”

Die letzte Zeit hatte ich ein paar Beiträge veröffentlicht, die sich mit dem Abschalten von IPv6 in dem einen oder anderen Fall beschäftigte. Leider ist so wohl der Eindruck entstanden, das ich etwas gegen IPv6 haben könnte, das ist allerdings gar nicht der Fall.

Vor dem Hintergrund des heise-Artikel APNIC-Chefwissenschaftler: IPv6-Einführung wohl obsolet greife ich das Thema hier nochmals auf.

First things first: Ich habe nichts gegen IPv6. Grundsätzlich läuft es, wenn alle Beteiligten, gemeint sind Provider, Dienste-Anbieter, Geräte und selbstverständlich auch der Kunde, mitspielen und tut wofür es geschaffen wurde. Selbst wenn es doch mal irgendwo klemmt oder partout kein IPv6 möglich oder erlaubt ist, muss nach wie vor IPv4 herhalten.

Das mag nun trotzig klingen, soll so allerdings gar nicht gemeint sein und verstanden werden. Allerdings liegt die Einführung sowie die Verwaltung von IPv6 an verschiedenen Stellen schlicht nicht in meinem Einflussbereich und einen Provider, Anbieter oder gar Kunden dazu zwingen geht ebenfalls nicht. Macht ein Gerät in Verbindung mit IPv6 irgendwelche Schwierigkeiten meldet man das dem jeweiligen Support und mit Glück kommt irgendwann ein Update, mit Pech ändert sich nichts.

Alle Geräte die IPv6 gar nicht oder nicht richtig können auszutauschen ist spätestens in Produktionsanlagen und revisionssicheren Umgebungen (z.B. in der Forschung) zeitnah nicht möglich. Je nach dem kann das sogar Jahre, bei Maschinensteuerungen sogar Jahrzehnte dauern. So hatte man schon mit CNC-Fräsen die noch mit MS DOS und Windows 98 laufen, Sinterlasern mit Windows 2000 bis hin zu Bestückungsautomaten mit NT 4.0 zusammen mit  IPX/SPX zu tun.

Seit 1998, also Stand heute 26 Jahren, gibt es IPv6 und man sollte oder muss sich damit auseinander setzen und arrangieren. Wie bei allen Neuerungen gibt es verschiedene Meinungen, Befürworter, Leute es aussitzen möchten und auch solche die es nicht mittragen möchten. So weit, so normal oder schlichtweg menschlich. Ich bin da pragmatisch eingestellt: IPv6 wird genutzt wo sinnvoll möglich und notwendig, das schließt dann mitunter den Mehraufwand in Sachen Netzwerkverwaltung mit ein. Einfacher wird es so nicht, aber wie in jedem Job gehören Dinge die man gerne tut und solche die man nicht so gerne macht einfach dazu.

IPv6 ist nun mal da, auch wenn der Anteil langsam wächst, und wird uns zusammen mit IPv4 noch lange Zeit begleiten. So zumindest mein Eindruck. Immerhin mein gesamtes professionelles IT-Leben lang war das bisher so. Wann und ob wir überhaupt mal ein IPv6-only Netz, ganz gleich ob das Internet oder ein LAN, erleben werden, steht in den Sternen. So lange das so ist, bleibt es wohl oder übel mitunter bei IPv4-only und Dual-Stack.

Gerade die letzten beiden Punkte gefallen nicht jedem und das kann man verstehen, aber so lange man es mit Geräten zu tun hat, die nur IPv4 können oder IPv6 nicht richtig umsetzen und es Dienste-Anbieter gibt die IPv4-only sind, wird das nichts mit IPv6-only. Ebenso wenig nutzt es, wenn man IPv6 richtig umgesetzt hat und der Außendienst vom Kunden dann irgendwo unterwegs ist wo nur IPv4 geht und dann keine VPN-Verbindung möglich ist. Dann zu sagen “Wir sind up-to-date und haben alles richtig gemacht” nutzt in einer solchen Situation wenig. Die Erreichbarkeit über beide Versionen muss im Idealfall gewährleistet sein.

Zu guter Letzt: Keine Sorge, IPv6-Beiträge (von mir) kommen auch noch.

Wie steht ihr zu IPv6? Erfahrungswerte, Werdegang, Pros/Cons? Lasst mir gerne ein Kommentar da.

2 Kommentare

  1. Thomas Schäfer

    Auch innerhalb pragmatischer Lösungen kann man Druck machen. IPv6-Lösungen testen/evaluieren. Und ja es gibt IPv6 single stack Bereiche. Im Großen (Telekom v6 apn) und im Kleinen – mein Heimnetzwerk und Teile meiner Arbeitsstelle.

    Oben erwähnte alte Produktionsanlagen hängen hoffentlich nicht am Internet.

    Immer noch auf mehr Blogbeiträge wartend, die die Abschaltung von IPv4 zum Thema haben. 😉

  2. Andy

    > Oben erwähnte alte Produktionsanlagen hängen hoffentlich nicht am Internet.

    Selbstverständlich nicht. Hierbei geht es um geschlossene Netze. Maschinen die von einer Warte aus gesteuert und/oder überwacht werden.
    Ab und an muss mal eine Fernwartung vom Hersteller vorübergehend zugelassen werden, das war es dann auch schon.

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