In der Voreinstellung von Windows sollten Festplatten nach 20 Minuten der Inaktivität schlafen gehen. Das klappt nicht immer und kann verschiedene Gründe haben.
Grundsätzlich lässt sich sowohl unter Linux als auch unter Windows (und unter BSD sowie macOS) mit folgenden Tools der aktuelle Status der Festplatte ermitteln:
hdparm -C /dev/sdb smartctl -n standby /dev/sdb
Zusätzlich kann man mit hdparm eine Festplatte manuell schlafen legen:
hdparm -y /dev/sdb
Den Status abzufragen hilft dabei zu Überprüfen, ob die Energiespareinstellungen überhaupt greifen. Bei Laufwerken kommt erschwerend hinzu, das Zugriffe als auch Treiberfehler den Wechsel in den Standby verhindern.
Unter Windows kann z.B. der ProcessMonitor mit einem gesetzten Filter für das gewünschte Laufwerk dabei helfen, festzustellen, welche Zugriffe stattfinden und so das Energiesparen verhindern:
Zu bedenken gilt allerdings, das nicht jeder Zugriff das Aufwachen (spinup) verursacht. Die im Screenshot zu sehenden Zugriffe durch Explorer oder Panda (AgentSvc.exe) lösen keinen Moduswechsel aus. Automatische Wartung wie z.B. chkdsk (Datenträgerprüfung) und defrag (Defragmentierung) hingegen schon.
Weitere Beispiele für ungewolltes Aufwachen der Festplatte
Bei meinem Heimserver sorgte wiederum ein aktiviertes UPnP des DVBViewers dafür, das die Datenplatte immer wieder aufwachte. Beim Test sorgten Tools wie HWiNFO oder CrystalDiskInfo ebenfalls dafür, das die Festplatte erst gar nicht in den Standby wechselte.
Tricky können manche Versionen von Intel-Festplattencontroller-Treiber (Intel Rapid Storage Technology, RST) sein, die einen Bug enthielten, durch den die Festplatte erst gar nicht schlafen ging. Ein Wechsel zum Microsoft-eigenen Treiber hilft mitunter.
Plan B wenn die OS-Bordmittel zum Energiesparen streiken
Auf einem Windows Server 2012 R2 Standard, der Hauptsächlich als Datengrab läuft, sollte die Datenplatte (neben der SSD für’s OS gibt es tatsächlich nur diese Eine, kein RAID) sich schlafen legen. Leider klappte es trotz entsprechender Einstellung in den Energieoptionen, Intel-Treiber up-/downgrade als auch mit dem Microsoft-Treiber einfach nicht. “Verdächtige Zugriffe” konnten ebenfalls nicht ausgemacht werden.
In solchen Fällen kann man mittels hdparm versuchen einen Timer für das Abschalten der Platte zu setzen:
hdparm -S 240 /dev/sdb
Das wären die 20 Minuten. Doch dies half beim betreffenden System nur zum Teil. Soll heißen: Zwar ging die Platte nun immer mal wieder in den Standby, dieser dauerte aber meist nie allzulange, mal nur 5, 10 oder evtl. auch mehr mehr Minuten.
Da häufige Spinup’s und -downs sowohl für den Energieverbrauch als auch für die Lebensdauer der Festplatte kontraproduktiv sind, blieb in diesem Fall keine andere Wahl über, als sie doch einfach durchlaufen zu lassen.
Quellen:
superuser – See if HDD is in Sleep Mode for Windows (enthält auch Beispiele für WMI und PowerShell)
LUI – Festplatten automatisch im Betrieb in den Standby schalten
howtoeverything – List Of Timeout Values For “hdparm -S”
Verheiratet, Vater von zwei Kindern, eines an der Hand, eines im Herzen. Schon immer Technik-Freund, seit 2001 in der IT tätig und seit über 10 Jahren begeisterter Blogger. Mit meiner Firma IT-Service Weber kümmern wir uns um alle IT-Belange von gewerblichen Kunden und unterstützen zusätzlich sowohl Partner als auch Kollegen.
Danke Andy,
dieses “unerlaubte” Aufwachen hat mich meg genervt. Vielen Dank für diesen ausführlichen Artikel.
Chris