Sofern sich eine virtuelle Festplatte im VHD-Format noch einhängen (mounten) lässt, stehen die Chancen nicht schlecht, selbst wenn die VHD als leer oder das daraufbefindliche Dateisystem als RAW angezeigt wird, Daten retten zu können.

Vorgeschichte

Dieser Artikel hat leider eine Vorgeschichte aus der Praxis. Ein Kunde sicherte sein System mit disk2vhd. Der Vorteil liegt vermeintlich klar auf der Hand: Freeware und im Notfall kann von der VHD innerhalb einer Virtualisierungslösung oder ab Windows Vista gebootet werden.

Nun stand die Migration von Windows XP zu Windows 7 an. Der Kunde meinte, er hat ja die Sicherung, sollte also kein Problem sein.

Der Computer wurde neu installiert und als es darum ging die Daten aus der Sicherung wiederherzustellen kam dann die Überraschung. Die zwei Partitionen die mit disk2vhd in eine VHD gesichert wurden, sind nach dem Einhängen unter Windows nicht da. Eine Partition wird mit falscher Größe als RAW angezeigt, die Zweite ist schlicht verschwunden.

Das “Warum?” ist dabei die große Frage. Hat man selbst ja schon disk2vhd für verschiedene Szenarien verwendet.

Nun blieb nur die Option die nicht gerade unkritischen Daten über den Weg der Datenwiederherstellung zu retten.

TestDisk und PC Inspector keine Hilfe

In der Vergangenheit habe ich mit TestDisk und PC Inspector öfters schon gute Erfahrungen gemacht und bislang immer Erfolg gehabt. Im Netz findet sich sogar der Verweis auf einen möglichen Lösungsweg, der in diesem Fall leider nicht half.

DISK2VHD 1.4 creating unusable VHD

http://www.xtralogic.com/testdisk_rebuild_bootsector.shtml

Interessanterweise konnte man mit dem PC Inspector  die Daten zweier FAT-Partitionen wiederherstellen. Scheinbar wurde mittels Linux und DOS ein Boot-Test auf dem Computer seitens des Herstellers des Computers oder der Festplatte durchgeführt, da sich sowohl ein FreeDOS als auch ein syslinux fanden.

Man würde nicht erwarten, solche Daten in einer VHD zu finden. Auf einer richtigen Festplatte schon eher.

Teilerfolg mit EaseUS

Mit EASEUS Data Recovery Wizard Free Edition konnten zumindest schon ein paar Daten, wenn auch nicht die wirklich relevanten, wiederhergestellt werden.

Von Vorteil ist, wenn vielleicht auch nicht in diesem Fall, das man Daten bis 1024 MB, also 1 GB, kostenfrei wiederherstellen kann. Danach bleibt nur das Upgrade auf eine kostenpflichtige Edition des Anbieters.

Kommerzielle Lösungen

eSupport bietet mit UndeletePlus und NTFS Undelete zwei Lösungen an, die zumindest beim Scan recht schnell die wichtigen Ordner und Dateien angezeigt haben.

Soweit war man aber auch mit EaseUS. Die Frage die sich stellt ist, in wie weit die Daten korrekt wiederhergestellt werden (können).

Mit Kroll Ontrack EasyRecovery steht von einem der Schwergewichte in Sachen Datenrettung ebenfalls eine Lösung bereit.

Auch O&O Disc Recovery schlägt in die Kerbe der Datenwiederherstellungslösungen. Nach der Installation besteht die Möglichkeit, auf Aktualisierungen zu prüfen. Im Test fand sich auch gleich ein Update. Beim Scannen benötigt Disc Recovery die meiste Zeit. Bei Programmen dieser Zunft ist immer Geduld gefragt und eine lange Scanzeit kann evtl. auf eine gründlichere Suche und (hoffentlich) besseren Ergebnissen hindeuten.

Letzte Chance

Hat man beim Wiederherstellen der Daten aus der VHD keinen Erfolg, bleibt als letzte Möglichkeit, die physikalische Festplatte mit den oben genannten Programmen zu prüfen. Ist die Festplatte allerdings defekt oder wurde bereits mit anderen Daten überschreiben, so sinken die Chancen, erfolgreich Daten retten zu können.

Fazit

Die Sache war anstrengend und zeitintensiv. Interessant, das überhaupt unterschiedliche Partitionen aus einem längeren, zeitlichen Verlauf in einer VHD zu finden sind.

Und nur so ganz nebenbei sei erwähnt, das jeder (Kunde) für die Datensicherung selbst verantwortlich ist. Siehe dazu auch:

http://www.silicon.de/39170042/urteil-fuers-backup-ist-jeder-selbst-verantwortlich/